Löwenbilanz 2022: Eine Nullrunde
Die Schweizer Delegation nimmt vom diesjährigen Cannes Lions Festival keine Löwen mit nach Hause. Auf die Shortlist geschafft haben es die Laufschuh-Marke On mit dem Dokumentarfilm “Untethered” in den Kategorien Entertainment und Film Craft, die Agentur Ruf Lanz mit der Kampagne “When art has to move” für Welti-Furrer in der Kategorie Outdoor, das “Non-Violence Project” aus Genf in der Kategorie Film Craft sowie Google zusammen mit dem Crowther Lab der ETH Zürich in der Kategorie Digital Craft. Am Ende konnte jedoch keine der insgesamt fünf Shortlist-Platzierungen in Edelmetall umgewandelt werden. Vielversprechende Schweizer Arbeiten, die gerade noch beim ADC mit Gold ausgezeichnet wurden – wie etwa der Schweiz Tourismus Film “No Drama” von Wirz, der Canal+ Film “La Punition” von Havas oder die Podcast-Promotion “Runtime” von Thjnk Zürich für Ochsner Sport – haben es gar nicht erst auf die Shortlist geschafft oder wurde nicht eingereicht.
Das Ergebnis enttäuscht auch mit Blick auf die vergangenen Jahre: 2020/2021 holte die Schweiz 1x Silber, 1x Bronze und 5x Shortlist. Im Jahr davor lag die Schweizer Ausbeute sogar bei sieben Löwen (3x Silber und 4x Bronze) sowie 10 Shortlist-Platzierungen. Auch in den Jahren davor waren Schweizer Einreichungen erfolgreicher (2018 mit 5 Löwen, 2017 mit 7 Löwen, 2016 mit 11 Löwen).
Schweizer Branchenvertreter:innen sehen den Grund für das magere Abschneiden der Schweiz unter anderem im Auseinanderklaffen von Award-Welt und Branchen-Realität: “Das Gros der Arbeiten hier ist Weltverbesserungs-Kommunikation für Kunden, die wahrscheinlich sehr wenig dafür bezahlt haben”, meint etwa Manuel Wenzel, Chief Creative Officer bei TBWA\Zürich. In der Schweiz werde eben noch Werbung für zahlende Kunden gemacht.
Auch finanzielle Gründe könnten eine Rolle spielen. Budgetmässig würden die Zügel angezogen und man könne nicht aus dem Vollen schöpfen, sagt zum Beispiel Levente Paal, Vorstandsvorsitzender der Swissfilm Association, dem Verband der Schweizer TV-, Auftrags- und Werbefilmproduzenten. Das sei auch der Grund, warum Schweizer Produktionen in Cannes leider im Moment selten zu den Gewinnern zählen: “Wenn man hier einen Löwen gewinnen will, muss auch das Budget stimmen.”